Kasachstan

Auf einen Blick

Kriterien Be­wer­tung Beschreibung
Besucht im Jahr2016Regionen: Astana, Almaty, Shymkent, Turkistan
Anreise, VisumFlugAktuell Stempel bei Einreise für einen Aufenthalt bis zu 15 Tagen, macht die ganze Einreiseproblematik wesentlich einfacher.
Gesundheits­risiko mittel Meat marketDie beiden großen Städte sind sehr sauber, beim Rest (das sind 99.9%) ist eine gewisse Vorsicht angebracht. Man muss sich nur die Fleischmärkte anschauen. Toiletten in den Restaurants gibt es in den verschiedensten Entwicklungsformen und Zuständen, aber es gibt sie wenigstens.
Transport Eine gute allgemeine Infrastruktur auf den Hauptachsen. Hauptbereiche des Landes sind mit Auto, Bus, Bahn und Flugzeug gut zu bereisen. Straßen sind in den Städten groß, aber trotzdem steht alles in Stau. Taxis sind nervig, da der Preis immer brutal ausgehandelt werden muss. Besser sich direkt mit dem Nahverkehr in den Städten vertraut machen, ist auch relativ einfach. Es gibt in Almaty auch eine wunderschöne U-Bahn.
Reise­möglichkeiten Alleine schon wegen der Größe des Landes ist Fliegen die erste Option. Kasachstan ist aber auch eines dieser Länder, wo eine Nachtfahrt mit der Eisenbahn auf dem Programm stehen sollte. Den Luxus einer 2er Kabine, wie in Usbekistan, haben wir diesmal leider nicht geschafft, vier Personen war Minimum. Gefühlt hatten wir Mitreisende aus dem Überwachungsstaatsdienst, aber bei deren geringen Englischkenntnissen war eine Beurteilung nicht möglich. Das Ticket zu besorgen war nicht ganz so einfach, das Personal im Bahnhof von Astana war aber bemüht, und wir sind auf einer nahezu wortlosen Kommunikationsbasis zu Tickets gekommen.
Höhe­punkte Das ist ein bisschen schwer zu sagen, die beiden Städte Astana und Almaty sind wirklich ganz interessant, das Mausoleum in Turkistan lohnt nicht wirklich die lange Anreise, für die Sehenswürdigkeiten der Khanperioden ist Usbekistan die wesentlich bessere Adresse. Man muss das Land vielleicht als Gesamtpaket sehen.
Unbedingt sehen Die Achse des designten Neustadtteil von Astana ist, auch wenn ein wenig steril, schon ein Besuch wert. Die Parks und Berge von Almaty, wir haben wetterbedingt nur die Parks besucht. Wenn sich die Gelegenheit ergibt, unbedingt in einem der Dörfer an der Autobahn anhalten, der Kontrast zur Stadt ist extrem, falls man keine Stromleitungen sieht, ist es eine Zeitreise von 100 Jahren.
Kosten, Preis/
Leistungs­verhältnis
Sehr gut. Auf Eurobasis ein richtiges Schnäppchenland. Es gibt keinen (offensichtlichen) Schwarzmarkt, die Währung Tenge ist frei konvertierbar. Geld gibt es aus den überall verfügbaren Bankautomaten. Hotelpreise mit gutem Standard und Essen/Trinken ist sehr moderat, um nicht zu sagen billig. Nur Wein ist extrem teuer.
Gefühlte Gefahr Das ist, wie so oft, der Punkt, der schwer zu beurteilen ist. Wir können nichts Negatives berichten, aber die wahnsinnige Schere zwischen Arm (ganz, ganz viele) und Reich (erheblich weniger), den an jeder Ecke sinnlos herumstehenden Männern, lässt gefühlsmäßig ein gewisses Bedrohungspotential vermuten. Abends ist an einigen Straßenkreuzungen ein Dreierblock Polizisten zu beobachten, die sich gegenseitig den Rücken freihalten. Zum Glück lässt die Polizei inzwischen Touristen in Ruhe, was wohl früher anders gewesen sein soll. Aber abends hat man sich schon sicher gefühlt. Eine nicht zu unterschätzende Gefahr sind die Autofahrer, gefahren wird eher noch als wäre man noch auf dem Pferderücken ein Teil der Wilden Horde, rücksichtloser geht es kaum bei gleichzeitig mangelhaften technischem Zustand der Autos. Auch am Zebrastreifen (zur Not bei Grün für Fußgänger) wird zwar inzwischen angehalten, aber wenn man nicht zeigt, dass man sich beeilt, werden einem hupend die Hacken abgefahren. Besonders eng wird es bei den mehrspurigen Straßen, man kann nicht wissen, ob die 3. Spur auch noch anhält, während die erste schon wieder fährt.
Hassle Faktor In erster Linie eine Eigenschuld: das Entziffern der Buchstaben hat nur im Analphabetenmodus geklappt, das konnte einem manchmal das Leben wirklich schwer machen. Da es so gut wie keine Touristen gibt (zu unserer Reisezeit im Oktober), gibt es auch keine nervige Verkaufs- und Neppstruktur. Ganz klar und wie überall auf der Welt: die Taxifahrer, blöd wie Stroh, groß im Versuch des Bescheißens. Das Personal in den Hotels hatte noch stark sozialistische Ansätze, selbst im Überfluss vorhanden, aber nur rumstehend und ins Smartphone starrend, d.h. insgesamt kein guter Service.
Nach­teile Kasachstan ist nicht gerade auf der Hauptroute des Tourismus, auch, weil touristische Ziele nicht so zahlreich sind. D.h. man muss sehr viel selbst organisieren, es funktioniert, aber es ist mit Aufwand verbunden. Vielleicht vorher wenigstens das kyrillische Alphabet lernen, es hilft ein bisschen zur Orientierung, Englisch wird sehr wenig gesprochen. 
Ver­meiden Nicht sein Geld zeigen, es ist ein armes Land, und beim Bezahlen im Bus konnte man schon den starren Blick aufs Portemonnaie beobachten. Die Basare sind in einigen Städten sehr unübersichtlich und eng. Hier kann es zu Stresssituationen kommen. Wenn man sieht, wie auf dem Basar mit Frischfleisch umgegangen wird, sieht man das Essen abends auf dem Teller aus einem ganz anderen Blickwinkel.
Essen & Trinken Essen gehen ist nicht ganz einfach, vor allem wenn es keine englische Speisekarte gibt (auch mit ist es meist ein Abzählabgleich mit der russischen Version). Es gibt sehr billige Schnellrestaurants, eher Kantinen, wo man an der Theke einfach aufs Essen zeigt, dies wird dann in der Mikrowelle aufgewärmt. Bezahlt wird nach Gewicht. Geschmacklich nicht schlecht, extrem billig, vor allem bekommt man einen schnellen Überblick über die kasachische Küche. Alternativ: Usbekische Schaschlikbratereien, die Spieße sind in der Regel sehr lecker. Eine Besonderheit ist das Shymkenter Bier, ebenfalls sehr lecker, leider haben wir es nur in Astana bekommen, in Shymkent gab es das nur im teuersten Hotel vor Ort, in Almaty gar nicht mehr. Kasachstan ist endlich mal wieder ein Land für Teetrinker, das Wasser ist immer heiß, sehr gute Schwarztees, Starbucks gibt es zum Glück erst einen.
Extra Tipps Wir haben keinen Waschsalon gefunden, es gab auch kaum Möglichkeiten zum Waschen. Da es relativ kalt war, haben wir die Klamotten einfach länger getragen.
Anek­doten Die russische Betonung/Aussprache und das Verhalten der Kasachen untereinander wirkte auf uns sehr schroff, manchmal sogar unhöflich. Geredet wurde nur das Nötigste. Tatsächlich waren die Leute uns gegenüber sehr freundlich und hilfsbereit (Ausnahme, wie immer: Taxifahrer). Wenn jemand Englisch sprach wurde, schon wegen der Möglichkeit die Sprache zu praktizieren, Kontakt aufgenommen. Wenn irgendwas überhaupt nicht klappte, wurde jemand angerufen, der Englisch sprach. Hinzu kamen die Übersetzungsprogramme, auch hier sind Smartphones weit verbreitet. Man muss dazusagen, man war als Tourist ein echter Exot, wurde auch direkt als solcher erkannt, aber (noch) sehr zuvorkommend behandelt.
Reiseführer Lonely Planet, Central Asia, 2007, man könnte sagen, wie immer, aber die Informationen und Kartenmaterial waren fast immer (noch) korrekt, auch die Empfehlungen waren sehr hilfreich und merkwürdigerweise auf dem aktuellen Stand. Gute Ausgabe.
Resümee  In Astana und Almaty liegen Glanz und Elend teilweise nur einen Straßenzug auseinander. Selten ein Land vorgefunden, in dem die Wohlstandsspanne so weit auseinander klafft, von den unvermeidlichen Einkaufszentren der von der lokalen Bevölkerung unbezahlbaren globalen Modeketten zu den Basaren der Kleinstädte hin zu den Dorfstrukturen aus dem vorletzten Jahrhundert. Auch wenn Kasachstan vor allem auf dem Land und in kleineren Städten einen "armen" Eindruck macht, hat es doch eine überraschend gute Infrastruktur. Man fragt sich wie viele Winter die sowjetischen Plattenbauten schon hinter sich haben und was sie noch zusammenhält. Von der touristischen Seite ist Kasachstan höchstens 2-3 Sterne wert, aber der ansonsten recht positive Gesamteindruck ergibt ein Ergebnis von 4 Sternen. Das Essen kann es nicht gewesen sein, aber wie in Usbekistan haben viele kleine positive Ereignisse und Beobachtungen sich zu einem empfehlenswertem Ganzen gefügt. Ein bisschen zu Unrecht ist Kasachstan noch nicht als touristisches Ziel angesehen. Eigentlich ist es zum Reisen recht spannend und es lässt sich gut leben. Es müsste tatsächlich ein wenig mehr Englisch gesprochen werden. Vielleicht ändert sich das mit der Expo 2017 in Astana.

Astana

Astana Neustadt

Turkistan

Turkistan Mausoleum und Umgebung




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